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10BemerkungenSchreiben

Page history last edited by Martin Lindner 13 years, 10 months ago

10 Bemerkungen zum Schreiben generell (in progress)

 

Das habe ich eigentlich erst nur zu Selbstverständigung notiert. Das ist noch nicht fertig, und ganz sicher noch nicht fertig formuliert, im Sinne einer "Publikation".

 

1. Die Basics, die in einschlägigen Büchern gelehrt werden, sind ja letztlich trivial: genaue "Zielgruppenansprache" [d.h. in Plain Deutsch: sich Leute, die man ansprechen will, konkret und genau in der Lesesituation vorstellen], anschaulich sein, leicht zu lesen. Der fehlende Gemeinplatz: gedankliche Klarheit, also: sein Thema verstehen. Es "durchdrungen haben". Ja klar ... Aber wie macht man das?

 

2. Sprechdenken ist wichtig. Und Denksprechen. Schlechte Sprache ist schlechtes Denken, das stimmt schon, aber beides fällt nicht einfach zusammen. Das sind eher Pole, die einen Prozess treiben: das Schreiben, später das Lesen. Im Hin und Her zwischen der geschriebenen Sprache und den hergestellten Gedanken entsteht Energie. Immer wenn man mit der Sprache hängt: Denken. Immer wenn man mit dem Denken nicht mehr weiterkommt: Schreiben.

 

(Bei dem Absatz war das sehr ungefähr so: Ausgehen vom Gemeinplatz Schlechte Sprache=Denken. Immer fragen: Was bedeutet das eigentlich? Wirklich? Wenn ja, muss man es genau sagen können. Wenn nein, kann man das negativ benutzen, dekonstruieren. So komme ich zum Denkschreiben/Schreibdenken. Dann dass es ein Prozess ist. Dann das Wort "zwischen" > der Gedanke ans "Hin und Her",  usw.)

 

3. Sehen ist wichtig. Gutes Sprechdenken bedeutet auch: Sehen. Sinnlose Einzelheiten aufnehmen. Spaß am Farbigen und Vielgestaltige haben, gern auch am Widersprüchlichen. Das gilt in in allen Situationen oder abstrakt-gedanklichen Problemlagen. Was in der Reportage dier schräge Einzelwahrnehmung ist, ist in der abstrakten Welt das farbige Wort, die schräge Metapher, der Widerspruch, das plötzliche Genaunehmen eines unauffälligen Worts, das plötzlich Kraft hat und wirksam wird, um ein Stück Text voranzutreiben. Eigentlich sucht man immer nach solchen Wörtern. Das Kleine und das stark geraffte Große zusammenbringen. Das Mittlere ist des Teufels.

 

4. Der Klang ist wichtig. Die Textstimme. Einen Sound entwickeln. Einen Drive: Das sind Satzbögen, der Klang und der Vorwärtsdrang einer Kopfstimme, die im Text steckt. Der Klang der Textstimme kann übrigens auch melancholisch und gewollt umständlich sein (Sebald). Oder sehr neutral und sachlich. JEDER Text hat eine Textstimme. [Lese-Übungen mit mitgebrachten Texten!] Fragt sich nur, was für eine. Jeder Text braucht einen gewissen Abstand oder Schwung. Versuchen, den Text sehr schnell zu lesen und im Kopf auf den Klang zu achten, auf die Bögen. Wenn es sich zu schnell anfühlt, etwas verlangsamen, bis es passt. Der Drive sollte immer über drei, vier Sätze tragen: Das ist der PARAGRAPH. Der Paragraph ist mehr eine Sache des Klangs als eine Sache des Inhalts. Wenn es beim Schnellesen Brüche gibt: Meistens ist das schlecht, aber nicht immer. Wie bei Gedichten kann das auch sinnvoll und farbig sein, aber nur wenn die Textstimme als ganze schon da ist.

 

5. Die Haltung ist wichtig. Aus welcher Position spricht der Text? Ist sie zu selbstgefällig oder ängstlich? Ist sie zu pedantisch und brav? Ist sie zu fachmannhaft? Ist sie zu pseudo-neutral (immer verdächtig)? Ist sie zu schriftlich? Ist sie zu anbiedernd und mündlich? Ist es zu witzig und originell? (Oft hilft es, dann einfach immer etwas vom Gegenteil dazu mischen. Ein verzagter Satz und ein apodiktisch hingehauter.)

 

Das Tolle ist ja: Man kann im Text eigentlich Haltungen und Stimmen erzeugen, die man selbst noch gar nicht hat. Das ergibt sich. Obwohl man letztlich dann doch immer bei der eigenen Stimme landet.

 

6. Sich selber Fragen stellen, um den Text aufzubauen. FAQ als Selbstgespräch, aus der Perspektive des nicht unfreundlichen, irgendwie interessierten aber doch ungeduldigen Lesers. Der hat genau zwei Grundfragen: Ok, worum gehts hier? Bitte in ein, zwei Sätzen, wir haben ja nicht ewig Zeit. Und: Macht das Spaß, das zu lesen? Geht das gut los? Hat das Drive? Du hast einen Paragraph, maximal zwei, um den Text in Gang zu bringen. (Dazu recht gut Wolf Schneider, in Online-Mini-Kapitel aus seinem Buch.)

 

7. Von Paragraph zu Paragraph ist eigentlich die wichtigste Struktur. Wie hier in diesen "10 Sätzen", die ja eigentlich 10 Paragraphen sind. Von Satz zu Satz kommen setzt voraus, dass man ein "Programm" hat, das den Paragraphen treibt. Da reicht eben nicht ein inhaltlicher Stichpunkt. Das muss eine Frage sein, eine Beobachtung, ein Wortspiel, wasimmer - irgendwas muss das ins Laufen bringen. Dann nutzt man den Schwung solange er trägt. Wenn er zu Ende ist, muss man neu ansetzen.

 

8. Manchmal, wenn man wieder hängt, ist es gut, in den FAQ-Modus zurückzugehen. Je sachbetonter der Text, desto wichtiger ist das. An vielen Stellen werden Texte aber durch irgendetwas anderes, Oberflächlichers  getrieben (Weltdetail, Sprachdetail, Witz, Widerspruch ...). Das ist ist oft gut, weil es plötzlich erlaubt, auch Inhalte udn Gedanken an überraschenden Stellen ins Spiel zu bringen, anstatt musterschülerhaft ein Kästchen nach dem anderen auszuschraffieren, bis man fertig ist.

 

9. Unterüberschriften sind wichtig, die ein paar Paragraphen zu Abschnitten bündeln. Unterbrechungen und Neuansätze sind generell gut. Sie erzeugen Farbigkeit. Man kann sie benutzen, um immer von anderen Seiten anzufangen. Die Länge eines Textes kann man danach planen, wieviele Abschnitte er hat: Am häufigsten wohl einer oder drei. (Zwei Abschnitte ist glaube ich komisch, vier Abschnitte ist schon ziemlich lang.)

 

 

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